erschienen in „Der rasende Bass-Bote“ Nr. 3/88
Ganz im Zeichen der tiefen Töne stand ein Teil des fünften Kammerkonzerts an der Musikhochschule Saarbrücken. Bildeten den ersten Abschnitt des Programms noch ein Klavierquartett und ein Bläserquintett, so wurde es nach der Pause, als das Melton-Tuba-Quartett anrückte, recht bassig. Mit Bearbeitungen von J.S. Bach und Peter Tschaikowsky sowie einem Quartett und einem Rag erspielten sie locker eine Zugabe (welche Möglichkeiten ergeben sich erst aus der Kombination von Tuba und Bass…).
Noch eindrucksvoller gestaltete sich der Aufmarsch des Kontrabaß-Ensembles von Prof. Michinori Bunya, der eifrigen Bass-Boten-Lesern wohl bestens bekannt ist. Zuerst begann man mit einer vom Meister bearbeiteten Fassung der „Schönen blauen Donau“ von Johann Strauß, gespielt von zehn Kontrabässen, und kam über ein Quartett zu einem Blues für zwölf Viersaiter, eine Zahl, die in deutschen Landen bisher nur einmal (von den Berliner Philharmonikern) aufgeboten werden konnte. Dieses Stück, eine Bearbeitung der „Basin Street“-Melodie, wurde vom Komponisten Klaus Kühnl auch selbst dirigiert. Als Zugabe für das nach drei Stunden etwas geschlauchte Publikum spielten vier Bässe „Yesterday“, wobei zu bemerken ist, daß die Zuhörer auf die ungewohnt geballte Ansammlung von Tieftönern erstaunlich spontan und gelassen reagierten.
Nach dem Konzert über die Probleme befragt, aus einer solch großen Ansammlung von Bässen ein harmonisches Werk zu schaffen, erklärte mir der Bass-Professor, daß zum einen mit verschiedenen Stimmungen gearbeitet würde, und zum anderen jeder Bass seine eigene Stimme hätte. Und da das Ensemble vollständig aus Schülern von Prof. Bunya besteht, die jeweils unterschiedliche Leistungsstufen erreicht haben, erhält jeder eine Stimme, die seinem Können entspricht. Stimmführung nach Maß also.
Für mich war es auf jeden Fall ein faszinierender Abend, auch wenn ich als Bassgitarrist die spieltechnische Seite des Konzertes nicht vollständig zu würdigen verstand. Dem bleibt nur eins: E-Bassisten, schlagt zurück!