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Low500 im Hazelwood

Low500Es ist Jahre her, dass ich die Formation erleben durfte, die vermutlich die Keimzelle von Low500 bildete. Live auf dem Orscheler Brunnenfest, im Hinterhof bei Hendoc. Geiler Surf-Rock á la Fuzztones, damals noch mit Arun an der Orgel. Es war eine geniale energiegeladene Session. “Die Kiste heisst Low500″, meinte Bandow irgendwann, aber es gelang mir nicht mehr, einen Gig zu erwischen. Bis gestern.

Zur Einstimmung lud ich mir das Pressekit von ihrer Website herunter. Erstmal war ich enttäuscht. “A Gesture” klang als MP3 nach einer interessanten Idee, deren Arrangement aber nicht wirklich zündend war. “Help Me” war etwas zu glatt, die Keyboards teilweise zu dominant. Aber live könnte der Song zünden. Sollte ich es wagen? Hey, mein alter Bandkollege Bandow ist für mich der lokale Rock’n’Roll-Hero, live müsste es einfach krachen.

Scheisse, und wie es krachte.

Low500 Das Hazelwood Studio in Frankfurt Rödelheim war ein guter Platz für die Release Party der CD “High Commissioner”. Gerade Platz genug für angenehme Lautstärke und das Feeling einer Insider-Party, nur zu brutal verraucht. Vorne eine Band, die auf jeder Position gut besetzt ist. Um mich von Schraut inspirieren zu lassen: Low500 komprimieren circa 40 Jahre Musikgeschichte zu einer völlig eigenen und stimmigen Melange. Bei jedem Song häufen sich die Aha-Effekte, die Musikkritikern und Musikern einen Harten machen, winken die Eigenheiten altvertrauter Bands, ziehen ganze Phasen der Musikgeschichte vorbei. Ihr wollt ein paar Namen? Cream, Roxy Music (”Alive”), Police, Gentle Giant, die ganze Sixties/Seventies-Psychedelic-Surf-Blase auf dem Niveau des neuen, frischen Jahrzehnts. “Bet You Can’t” als logische Weiterentwicklung später Beatles-Alben wie “Abbey Road”. Während der Kopf genießt, geht das Ergebnis gleichzeitig in die Beine und packt einen an den Eiern. Der gute, alte Rock’n’Roll- Effekt!

Nach teils eher improvisierten Zugaben konnte ich nicht mehr. Es war einfach grandios gewesen. Als wir ins Auto stiegen, hörte ich Fetzen eines Beatles-Songs. Spielten die fünf Typen in Weiss etwa immer noch? Nein, es war Ulrich aka DJ Quellenturm, der mit “Come Together” eine Abdance-Party einläutete, die bis fünf Uhr morgens dauern sollte. Bei mir läuft jedenfalls jetzt die CD, besser als die MP3-Versionen und nach dem Erlebnis von gestern abend mit angenehmen Erinnerungen verbunden. Wer eine Chance hat, die Jungs live zu erleben, sollte es sich nicht entgehen lassen!

Loewenherz / Frisbee

Autor: Loewenherz / Frisbee

Mit acht Jahren Klavierunterricht, ab 18 E-Gitarre und Bassgitarre. 1983 erste Band. Erster Tonträger 1989 (MC VenDease live). Lehrer für Bassgitarre. Musik-Journalist beim Fachmagazin "the Bass" (vorher: "Der rasende Bass-Bote") & dem hessischen Musikermagazin Kick'n'Roll. Musik-Projekte in Offenbach und Frankfurt mit Jugendlichen aus sozialen Brennpunkten. Gesangsunterricht im Bereich funktionaler Stimmbildung nach Lichtenberg und Reid mit Studium klassischer Literatur. Diplomarbeit zum Thema "Musikimprovisation in der Sozialpädagogik". Seit 1996 sporadische Auftritte mit meist improvisiertem Charakter. Bands: Bernstyn, Procyon, Uwe Peter Bande, Ven Dease (Saarland) sowie Reality Liberation Front, PLK, Valis (Frankfurt). Live-Mixer bei Lay de Fear.

1 Kommentar

  1. Rognroll mit tollem psychedelic Layer. Die CD läuft bei mir auch oft. Vor allem an knackigen Sonnentagen versetzt mich der Silberling in eine euphorisch-kreative Stimmung. Wie Drogen ohne runterkommen

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