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Tinnitus Mask im Exzess – Ein bunter Abend bei den Autonomen

veröffentlicht in der Kick’n’Roll Nr. 16, Mai 97


Aufgrund der schlechten Organisation und überlanger Soundchecks begann die Veranstaltung Stunden später als geplant. Dennoch war der Mixer durch die rein akustische Instrumentierung der GRUP FAKIR etwas überfordert, deren türkische Folklore trotz Personalausfalls klasse kam. Dann erklärten DIE PAPPNASEN den politischen Hintergrund dieses Festes. Die Tanzgruppe RAKKASE aus Offenbach setzte zu Ethnopop-Klängen den Alltag anatolischer Frauen tänzerisch um. Auch die BRAINSHAKERS aus Hanau gingen anfangs ganz gut ab, waren auf Dauer aber eintönig.
Der Auftritt von TINNITUS MASK gegen ein Uhr morgens war wieder ein Lehrstück dafür, daß jede Band ihren eigenen kompetenten Mixer als vollwertiges Bandmitglied mit sich führen sollte. Am Anfang war nur ein dumpfes Drum und der überlaute Leadgesang wahrnehmbar. Lediglich die Gitarre kam ganz gut. Bis zur Hälfte des Gigs hatten die Männer hinterm Pult geschnallt, daß auch Bass und Percussion existierten. Dann tauchten die Keyboards langsam auf, wenn sie auch ihrer Bedeutung für den Gruppensound nie gerecht wurden. Und bei den letzten drei Stücken hörte man endlich auch den Backgroundgesang.
Entsprechend kamen die Qualitäten der Band lange nicht rüber. Die Verbindung von beinharten, oft tanzbaren Grooves mit spacigen Sounds ist für mich Psychedelic im Geist von Can. Dies war extrem auffällig bei dem Intro eines der beiden Coversongs – hier von Joy Division. Allerdings hätten Can hieraus ein 20 Minuten Stück gemacht. Der Technoeinfluß wird vor allem bei „Cyberspace Junkie“ deutlich, das gegen Ende des Konzertes fast alle Zuhörer noch einmal zu einem ekstatischen Moment auf der Tanzfläche verschmolz. Die punkigen Crossover-Parts in jedem Stück erschienen mir auf Dauer allerdings etwas austauschbar.
Zum Chill Out spielten dann MALOU. Ein akustischer Gittarist und zwei Sängerinnen brachten nette selbstkomponierte Musik. Gerade das Cover „Acid Queen“ zeigte, daß eine der Sängerinnen technisch klasse, jedoch noch viel zu brav ist.
Kontakt: Tinnitus Mask, c/o Andreas Wirth, Julius-Heyman-Str. 8, 60316 Ffm

Loewenherz / Frisbee

Autor: Loewenherz / Frisbee

Mit acht Jahren Klavierunterricht, ab 18 E-Gitarre und Bassgitarre. 1983 erste Band. Erster Tonträger 1989 (MC VenDease live). Lehrer für Bassgitarre. Musik-Journalist beim Fachmagazin "the Bass" (vorher: "Der rasende Bass-Bote") & dem hessischen Musikermagazin Kick'n'Roll. Musik-Projekte in Offenbach und Frankfurt mit Jugendlichen aus sozialen Brennpunkten. Gesangsunterricht im Bereich funktionaler Stimmbildung nach Lichtenberg und Reid mit Studium klassischer Literatur. Diplomarbeit zum Thema "Musikimprovisation in der Sozialpädagogik". Seit 1996 sporadische Auftritte mit meist improvisiertem Charakter. Bands: Bernstyn, Procyon, Uwe Peter Bande, Ven Dease (Saarland) sowie Reality Liberation Front, PLK, Valis (Frankfurt). Live-Mixer bei Lay de Fear.

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