Das Projekt
Zu Valis gab es mehrere Vorläufer-Projekte, die in engem Zusammenhang mit Musikimprovisationsseminaren der FH Frankfurt und der Musikszene um das Studentenwohnheim Nordweststadt standen. Dabei sind vor allem Lay de Fear und PiLaKa (Zwei Bassisten auf dem Weg zur Hölle) zu nennen. Gerade bei letzterem Projekt arbeiteten Member und Loewenherz (damals noch Zopf genannt) musikalisch zusammen. Aufgrund gemeinsamen literarischen Schaffens entstand 1997 die Idee, Stories und Musik auf Improvisationsbasis live zu verbinden, das Projekt Valis war geboren.
Nach „Deine Cochlea wirth drudeln“ und „Kosmische Pforten“ stand als drittes Live-Programm „Kraftvoll zubeißen“ an. Als Termin fuer die (wohl einzige) Aufführung war September/Oktober 2000 im Jugendcafé Oberursel vorgesehen. Aufgrund von Finanzschwierigkeiten der legendären Oberurseler Kulturstätte und Members Indisponiertheit hat sich dieses Date auf unbestimmte Zeit verschoben.
Valis füllt eine winzige Nische aus, dort wo Lesung auf improvisierte Musik trifft. Dabei läßt sich das experimentierfreudige Duo Member und Zopf gern von Gastmusikern und dem Publikum unterstützen. Die Inhalte der Stories sind zumeist phantastisch-märchenhaft, psychedelisch und schlimmstenfalls realitätszertrümmernd in bester Philip K. Dick-Marnier. Die Musik bewegt sich von zarten, sphärischen Klängen bis zu wilden ekstatischen Grooves, verwandelt sich in Trance, Ethno, Folk, Rock, Klassik oder Techno. Wer seine Ohren darauf einlassen, gar horchen kann, mag reich beschenkt werden.
Ankündigung zum ersten Valis-Programm „Deine Cochlea wirth drudeln“
Oh nein, dies wird keine gewöhnliche Dichterlesung. Sicher, euch erwarten Geschichten, solche mit phantastischen und abgefahrenen Inhalten. Doch damit nicht genug. Mit einer Vielzahl von Instrumenten werden sich die beiden Lesenden gegenseitig begleiten. Festgefügte Worte treffen auf improvisierte Musik. Sei es, daß die Töne den atmosphärischen Gehalt der Storys dezent unterstützen; sei es, daß Member und Zopf gleichzeitig über Mikrophone sprechen und jeder der beiden mittels Effektgeräten die Stimme des anderen verändert.
Jeder Besucher handelt auf eigene Gefahr. Für etwaige Folgeschäden oder spontane Erleuchtungszustände sind die Künstler nicht verantwortlich zu machen. Folgende Instrumente kommen zum Einsatz: Bassgitarre, Keyboard, Gitarre, Tambura, Gong, Klangschalen, Glocken, Darbuka, diverser Elektronikkram und natürlich die menschliche Stimme in ihren vielfältigen Erscheinungsformen: vom Krächzen bis zur Opernarie.
Member ist einer der kreativen Masterminds des experimentellen Musikprojektes Lay de Fear, Bassist bei der krautig-technoliken Formation Tinnitus Mask, schraubt an analogen Sythesizern bei dem elektronischen-space-groovigen Trio Projekt 7, nimmt seine eigenen Songs unter dem Namen Egomania auf und initiierte das creative DJ-Projekt Strange Love Reproduction. Er arbeitet mit befreundeten Projekten wie Bel Hazia, Ubik Paint oder der experimentellen Animations- und Clownstheatergruppe Irrwisch zusammen. Die Themen der Storys des Allround-Experimentierers reichen von phantasievoller Schönheit und surrealer Verspieltheit bis zu Realitätszertrümmerung und Identitätsverlust. Als Einfluß auf sein Schaffen nennt er Can und Philip K. Dick.
Zopf hat 1990 eine Mutation vom Bassisten zum Multiinstrumentalisten begonnen. Derzeit befindet er sich in einer Gesangsausbildung in funktionaler Stimmbildung bei einer Meisterschülerin von Cornelius Reid (NY) und arbeitet an einem Soloprogramm für Bass und Gesang. Zopf schreibt für Magazine im Bereich Musik und Esoterik und bringt derzeit im Selbstverlag sein literarisches Schaffen an die Öffentlichkeit. Größten Einfluß auf sein Schaffen haben sein inneres Wachstum und seine Kinder.
Zusammen haben sich Member & Zopf von der Freak-Szene des Studentenwohnheims NWZ inspirieren lassen, wo sie sich kennenlernten und in psychedelischen Sessions im 13. Stock, im Treppenhaus, in der Wohnheimbar und auf Schreibblöcken austobten. Wie jeder Besucher feststellen wird, hält dieses Austoben an.
Die CD’s:
Valis: Deine Cochlea wirth drudeln
CD, 69 min., mit 32seitigem Begleitheft, MUZIK 001, 1998, DM 23,-
Diese CD enthält die besten Stücke des Live-Gigs vom 09.10.97 im Jugendcafé Oberursel. Im Begleitheft finden sich sämtliche gelesenen Stücke und einige Photos von Member & Zopf aus der Zeit, als sie noch „Zwei Bassisten auf dem Weg zur Hölle“ waren.
- Die Macht des Stempels: die vielleicht schönste Geschichte von Member & Zopf über Mystik, Wahrnehmung und natürlich das Stempeln. Phantasievoll, witzig und sinnlich.
- Wasser schaukelte in der Flasche: eine abgedreht-witzige Shortstory von Member
- II: ein Gedicht von Zopf
- On The Magic Railway: ein 43 Minuten langes Hörstück in der Tradition von Hans Söllners „Charlie“, „McCool“ von Lokomotive Kreuzberg (Vorgänger von Spliff) oder dem „Jesuspilz“ von Witthüser & Westrup (alle Vergleiche hinken natürlich!). Member & Zopf laden hier zu einer abgefahrenen Zugreise ein, in denen die Zuhörer Il Sancto Membro und dem Silver Surfer begegnen, die gerade im Clinch mit der Enterprise liegen, dem Müllhaldenhund und Jack-in-the-Green, bis sich zum Schluss alle Reisenden in der grossen virtuellen Verschenkelung zusammenfinden. Dazwischen gibt es viel improvisierte Musik und natürlich darf „She brings the rain“ nicht fehlen. Fast schon Kult!
- Metamorphose: Kurzgeschichte von Zopf über eine mystische Reise
- Gibt es Subjekte? Zum Abschluss noch einmal Realitätszertrümmerung von Member
Valis: Kosmische Pforten
DoCD, 129 min., MUZIK 002/003, 1999, 23 DM
Fast kompletter Mitschnitt des Live-Gigs vom 20.03.98 im Jugendcafé Oberursel. Als Specialguests wirkten neben FlexiBel die Experimentalband „UBIK paint“ aus Karlsruhe mit. Die CD’s heissen einzeln „Kosmische Pforten“ und „Eis im Bauch“.
- Variationen über Cosmic Ice I & II: als Rahmen des Gigs diente jene alte abgefräste Story aus Studentenzeiten, die in der Tradition von „On The Magic Railway“ performt wurde. Das bedeutet in diesem Fall: Drogen, Erleuchtungsgeschwafel und abgefräste Träume. Und das 56 Minuten lang mit viel Musik.
- Der Strudel: eine Story von Zopf über Drogenmißbrauch und Persönlichkeitsverlust, sparsam von Musik untermalt. Im Auftrag der BzfGa. *g*
- Doors: wieder einmal zertrümmert Member in bester Philipp K. Dick-Marnier die Realität, bis nichts mehr übrig ist, was Halt gibt. Die benutzten Effekte tun ihr übriges, um den Zuhörern Schauer über das Trommelfell zu jagen.
- Wespen im Bauch: diesmal thematisiert Zopf Verlustängste, Betrug in der Partnerschaft und sexuellen Missbrauch. Die genialen Musikfragmente von Valis und UBIK paint verbinden sich auf einzigartige Weise mit dieser Geschichte.
Die Videos
Von der CD „Deine Cochlea wirth drudeln“:
Die Macht des Stempels
https://youtu.be/JK3tZ8PTnPI
Wasser schaukelte in der Flasche
https://youtu.be/Y0Ye4_KJg8U
Geh II
https://youtu.be/A7OkZ8IYCPc
On The Magic Railway
https://youtu.be/2DGAU9TFW_0
Metamorphose
https://youtu.be/NxqlweIPjTA
Gibt es Subjekte?
https://youtu.be/81tcRHRDKYQ
Von der CD „Kosmische Pforten“ feat. UBIK Paint und FlexiBel:
Variationen über Cosmic Ice I
https://youtu.be/pJyBRe-TkxA
Der Strudel
https://youtu.be/3cArigoKWUI
Doors
https://youtu.be/GEa4dY86Kpo
Wespen im Bauch
https://youtu.be/y_Xeqd6jQPw
Variationen über Cosmic Ice II
https://youtu.be/u5DDpMiQilU
Die Downloads
Titel | HiFiPrev | CD | Rec-Date | Grösse |
---|---|---|---|---|
On the magic railway – Intro (*) | Preview | Deine Cochlea wirth drudeln | 09.10.97 | 1,3 MB |
On the magic railway – Der Auftrag (*) | Preview | Deine Cochlea wirth drudeln | 09.10.97 | 4,5 MB |
On the magic railway – Jack ist weg | Preview | Deine Cochlea wirth drudeln | 09.10.97 | 5,3 MB |
On the magic railway – Der Beat der tonalen Verschenkelung (*) | Preview | Deine Cochlea wirth drudeln | 09.10.97 | 6,2 MB |
Wespen im Bauch – Schweben (*) | Preview | Kosmische Pforten (1) | 20.03.98 | 1,8 MB |
Wespen im Bauch – Lauschen (*) | Preview | Kosmische Pforten (1) | 20.03.98 | 2,8 MB |
(1): Valis feat. UBIK paint
6 Auszüge aus Valis-Stücken online, davon 6 freigeschaltet bei MP3.de und 1 nur via MUZIK! Die Differenz ergibt sich daraus, dass „Railway 1 – Jack ist weg“ bei MP3.de – vermutlich aus sittlichen Gründen – mittendrin geschnitten wurde. Platte Drogensongs werden dort toleriert, während weibliche Selbstbefriedigung scheinbar ein Tabuthema ist. Auf dieser Site liegt die Vollversion.
Als kleiner Gag:
Politisch unkorrekte Zwischenansage für die niemals stattfindende Wiederaufführung eines alten Live-Programms, haben wir niemals so gesagt und würden es natürlich auch nie tun.
„Ja, auch dieses Stück befindet sich auf unserer ersten CD. Keine Angst, ich mach hier jetzt keine Werbung, es geht um wichtigeres, grundsätzliches sozusagen. Schließlich ist diese CD in einem bekannten Frankfurter Musikmagazin verrissen worden. Man könnte jetzt sagen: na, der Redakteur hat einen schlechten Tag gehabt, Baby hat die halbe Nacht geschrien, Frau hat ihn schon seit Wochen nicht mehr richtig durchgebumst, er hat nur oberflächlich reingehört, überhaupt ist Valis einfach nicht seine Baustelle, jaja, kann alles zutreffen. Vielleicht sind wir auch wirklich so Scheiße. Doch vor allem lag’s wohl daran, daß er uns nur durch die Erfolgsbrille betrachtet hat. Wie lautete sein Eröffnungssatz: „V.A.L.I.S. werden es schwer haben.“ Und deshalb stelle ich hier ein für allemal klar: wir wollen mit diesem Projekt gar keinen Erfolg haben!
Denn worum geht’s bei Erfolg letztendlich nur? Na? Um Sex! Viele Frauen sind geil auf den Saft erfolgreicher Männer, das sind nun mal Relikte unserer Vergangenheit, um das Überleben zu sichern. Und das Programm läuft heute noch. Oder um ein Stück vom Erfolgskuchen abzukriegen – energetisch gesehen. Männer sind da einfacher strukturiert: sie wollen was fürs Bett. Aber das Problem haben wir nicht, gell Member. Wir führen ein glückliches, ausgefülltes, ekstatisches Liebesleben. Klar, wenn wir so Scheiße aussehen würden wie die Jungs von Mundstuhl! Die sind halt echt drauf angewiesen, daß die Presse sie so ultrakrass fördert, damit sie endlich auch mal ‘ne Frau von unten anschaut. Aber wir sind – und das möcht ich jetzt mal öffentlich in aller Deutlichkeit so sagen – zwei schnuckelige Typen, die einfach keine Probleme haben, willige Frauen zu finden, wenn sie mal gerade keine suchen.“
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